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Wertschätzung im Pflegemanagement – eine Führungsaufgabe

05.01.2018

Ugur Cetinkaya über den Wohlfühlfaktor bei der Jobwahl

Ein Beitrag von Herrn Ugur Cetinkaya. Residenzleitung, SenVital Senioren- und Pflegezentrum Ruhpolding. Wertschätzung durch die Pflegeleitung ist ein wesentlicher Faktor für den Verbleib von Pflegekräften in einem Unternehmen. Das hat die NEXT-Studie aus dem Jahr 2005 eindeutig belegt. Die Studie hat außerdem gezeigt, dass in Unternehmen mit hoher Wertschätzung die Krankheitsrate der Pflegekräfte vergleichsweise niedriger ausfällt. Dieser Effekt gilt gleichermaßen für ambulante und stationäre Pflege, sowie für die Krankenpflege.

Trotz dieser klaren Ergebnisse hat sich an der bestehenden Situation in den vergangenen 13 Jahren nicht viel getan. Betrachtet man die hohe Fluktuation in den Betrieben, so entsteht der Eindruck, dass das Pflegemanagement vieler Einrichtungen die Studienergebnisse schlichtweg nicht zur Kenntnis genommen hat. Ein Nebeneffekt dieser Untätigkeit im Pflegemanagement ist ein stetiges Wachstum der Zeitarbeitsfirmen.

Wo liegen die Ursachen?

Die Gründe für die mangelnde Wertschätzung im Pflegemanagement sind vielfältig. So werden beispielsweise in der Ausbildung die sozialen Aspekte der Leitungsaufgabe eher außen vor gelassen. Meine persönliche Erfahrung zeigt zudem, dass die Motivation vieler Pflegemanager in erster Linie nicht darin liegt, andere Kräfte leiten zu dürfen, sondern, nicht mehr in der praktischen Pflege „am Bett“ arbeiten zu müssen.

Eine weitere Ursache könnte die größer werdende Konkurrenz sein: Einerseits das Wachstum der Zeitarbeitsfirmen und andererseits die Generalisierung der Pflegeberufe. Zudem setzen immer mehr Unternehmen Pflegekräfte im Verkauf und in der Beratung ein, wodurch der Fachkräftemangel in den Pflegeeinrichtungen verschärft wird.

Obwohl die Ursachen für die fehlende Wertschätzung und die damit verbundene Fluktuation in den Einrichtungen seit Jahren bekannt sind, gibt es bisher nur wenige Ansätze zur Problemlösung.

Fokus auf den Menschen – sind Roboter die Lösung?

Immer häufiger wird in diesem Zusammenhang auch über den sinnvollen Einsatz von Robotern in der Pflege diskutiert. Meiner Meinung nach sollten Führungskräfte dieser Entwicklung offen gegenüberstehen. Pflegeroboter könnten Hilfstätigkeiten wie zum Beispiel die Ausgabe des Essens übernehmen. Pflegefachkräfte würden dadurch entlastet werden und könnten sich auf ihre eigentliche Kernkompetenz fokussieren, so dass die Wertschätzung den Menschen gegenüber wieder wächst.

Ob sich dieses Zukunftsszenario realisieren lässt, bleibt abzuwarten. Ich bin der Meinung, dass Roboter Pflegekräfte nicht ersetzen werden, aber eine sinnvolle Unterstützung in der täglichen Arbeit sein könnten. Das Allheilmittel für die vielfältigen Herausforderungen in der Pflege sind sie ganz sicher nicht.

 

Foto: Pixabay.

 

Kurzfristige Lösungsansätze aus der Praxis

Im Folgenden möchte ich gern einige Anhaltspunkte zur Verbesserung der Wertschätzung in Pflegeteams aus meiner persönlichen Arbeitspraxis teilen. Da jede Einrichtung individuell betrachtet werden muss, sind diese natürlich nur als Empfehlungen zu verstehen.

  • ein situativ-kooperativer Führungsstil
  • eine gesunde Mischung aus Nähe und Distanz: Führung sollte Nähe zulassen können
  • eine wertschätzende Kommunikation: „Bitte“, „Danke“ und „gern“ sollten keine Fremdworte sein
  • die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei persönlichen Anliegen
  • Entscheidungen transparent machen
  • Teambuilding und Onboarding sollten Führungsaufgabe sein
  • ein ehrlicher Umgang und regelmäßiges Feedback sollten selbstverständlich sein
  • gemeinsame Feiern und Ausflüge

Das Thema Wertschätzung in der Pflege wird in Zukunft über Erfolg und Misserfolg im Pflegemanagement entscheiden. Viel Erfolg bei der Umsetzung!




geschrieben von Elke Gensicke