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Blockchain im Recruiting

04.12.2017

Digitalisierung

Blockchain wird als eine disruptive, die Wirtschaft umwälzende neue Internet Technologie bezeichnet, die bisher hauptsächlich über Kryptowährungen wie Bitcoin bekannt geworden ist. Gemäß Gartner Hype Cycle, der grafisch darstellt wann und mit welcher Wahrscheinlichkeit sich neue Technologien durchsetzen, gehört Blockchain zu den hochinnovativen Zukunftstrends. Bei einer Blockchain handelt es sich um ein dezentrales Netzwerk, das aus verschlüsselten Datenblöcken besteht.


 

In diesen Datenblöcken sind Informationen über Transaktionen (z.B. Überweisungen) oder Datensätze (z.B. Patientendaten) gespeichert, die kryptographisch, also auf einem Verschlüsselungsverfahren basierend, miteinander verkettet sind. Jeder Block enthält einen sogenannten kryptographisch sicheren Hash des vorherigen Blocks, was nichts anderes bedeutet, als dass die Informationen, die in einem Block enthalten sind zwar verschlüsselt sind, aber  die Basis für Transaktionen oder Informationen des nächsten Blocks darstellen. Man kann es sich wie ein gigantisches dezentrales Internet Buchführungsnetzwerk (Internet of Value) vorstellen, dessen Informationen nicht mehr in einer Cloud, also auf einem zentralen (grundsätzlich hackbaren) Server liegen, sondern dezentral auf allen Rechnern, die dem Netzwerk beigetreten sind. Die Transaktionen jedes einzelnen Blocks sind im gesamten Netzwerk gespeichert und können nicht nachträglich geändert werden. Dies wäre nur möglich, wenn jeder einzelne Rechner im Netzwerk gehackt und die Informationen eines Blockes x überall geändert würden. Ab einer bestimmten Netzwerkgröße ist das unmöglich, das System ist – zumindest nach derzeitigem Stand – extrem sicher. Jede Transaktion baut auf der vorhergehenden auf und bestätigt diese als richtig. Wird also eine Transaktion die bereits abgeschlossen und als richtig bestätigt wurde nachträglich manipuliert, merken es sofort alle im Netz z.B. daran, dass plötzlich eine Kopie der echten Blockchain, die man ja auf dem eigenen Rechner hat, auftaucht und viel kürzer ist oder andere Konsistenzen hat. Das macht das System interessant für die Verwaltung von sensiblen Daten und Transaktionen: Patientenakten, Grundbucheinträge, Überweisungen und Verträge, die sich hier als so genannte „Small Contracts“ besonders für die Zusammenarbeit mit Honorarkräften und Dienstleistern anbieten.

Blockchain in der Medizin

Speziell für die Sicherheit und Transparenz von Patientendaten würde die Blockchain Technologie einen großen Zugewinn bringen. Auf dem diesjährigen nationalen DRG Forum, das im Zeichen der Digitalisierung stand,  wurde von den Akteuren mehrfach bemängelt, dass Patientendaten, die heutzutage in ganz unterschiedlichen und keineswegs synchronisierten Datenbanken von Arztpraxen, Krankenhäusern und -Kassen gespeichert sind, nicht selten auf unsicheren Channeln wie z.B. Whatsapp von A nach B gelangen. Das ist nicht nur umständlich und ineffizient sondern auch in höchstem Maße unsicher. In einer Blockchain könnten nicht nur die zentralen Patientendaten linear fortgeschrieben werden, hier wären die Daten auch gegen Manipulationen gesichert und es hätten nur diejenigen Zugriff darauf, die autorisiert sind, einschließlich des Patienten selbst.

Blockchain im Recruiting

Als Recruiter interessiert uns natürlich die Einsatzmöglichkeit im Human Ressource Bereich. Heutzutage werden die linearen, nationalen Karriereleitern von Karrierenetzen abgelöst und Kandidaten bewegen sich zunehmend international. In Zeiten einer komplett veränderten Arbeitswelt, in der ungewöhnliche Berufsbiografien, immer kürzerer Verbleib bei einem Arbeitgeber, internationales Arbeiten und die Vertragsgestaltung mit Honorarkräften an der Tagesordnung sind, braucht man ein System, mit dem sich diese Vielfalt an Informationen und Ereignissen fälschungssicher und valide abbilden lässt. Hier gibt es interessante Ansätze von denen drei nachfolgend vorgestellt werden:

1. Validierung von Zertifikaten und Abschlüssen

Es gibt Studien die bestätigen, dass Recruiter immer wieder falsche oder manipulierte Bewerbungsunterlagen bekommen. Einer Umfrage von Careerbuilder zufolge enthalten 58% der Bewerbungsunterlagen falsche Angaben. Laut Karrierebibel wird besonders häufig bei Angaben zu früheren Aufgaben gelogen, aber auch bei Angaben zu Managementfähigkeiten und Sprachkenntnissen nehmen es Bewerber nicht so genau.  Besonders im Bereich internationaler Mitarbeiter ist es oft schwierig, die Echtheit und Qualität eines Universitätsabschlusses zu beurteilen. Auch Jobtitel und das, was sich hinter ihnen an Tätigkeiten oder Erfahrung verbirgt, werden international nicht immer einheitlich genutzt, was eine zusätzliche Unsicherheit bei der Auswahl von Kandidaten bedeutet. Viele Bewerber hinterlegen online Lebensläufe mit unterschiedlichen Keywords in der Hoffnung, so eher gefunden zu werden, was zu weiteren Fehlerquellen führt. Mit HR Blockchains, die nach internationalen Standards funktionieren, könnten Recruitingprozesse validiert und vereinfacht werden. Abschlüsse, zusätzliche Qualifikationen, Karrierepfade und durch frühere Arbeitgeber bestätigte Skills lassen sich in Blöcken speichern, sind über die Teilnahme akkreditierter Universitäten weltweit standardisiert und können nicht nachträglich manipuliert werden.

2. Internationale Gehaltszahlungen

Grenzüberschreitende Gehaltszahlungen, die i.d.R durch Mittler und Bankinstitute erfolgen, dauern lange und sind gebührenpflichtig. Sie können mit Blockchain Systematik kostenneutral und schnell abgewickelt werden. In diesem Markt gibt es bereits Finanzdienstleister wie Bitwage, die es Arbeitgebern ermöglichen, Gehaltszahlungen zunächst in Bitcoin zu veranlassen, wobei die Auszahlung an die Arbeitnehmer dann unabhängig von kurzfristigen Wechselkursänderungen in der jeweiligen Landeswährung erfolgt. Derzeit werden die verfügbaren Währungen bei Bitwage von 7 auf 18 aufgestockt.

3. HR-Prozessmanagement und Vertragsgestaltung

Verträge mit Honorarkräften können über so genannte Smart Contracts sehr effizient abgewickelt werden. Smart Contracts enthalten digitale Codes, die festlegen wann Geld gezahlt wird – z.B. wenn bestimmte Aufgaben erfüllt sind. In der Musikindustrie gehören Smart Contracts bereits zum Standard. Sie legen fest, unter welchen Bedingungen Künstler ihre Musik verwenden, wann für Lizenzen gezahlt wird und welche Rechte bei Transaktionen ohne einen Vermittler gelten. Grundsätzlich lässt sich diese Systematik auch auf das Prozessmanagement mit Mitarbeitern, die auf Honorarbasis arbeiten, Pflegekräfte, Ärzte (m/w), Projektmitarbeiter (m/w), anwenden.

Weiterführende Links:

https://www.btc-echo.de/bitcoin-startup-bitwage-gibt-aufnahme-neuer-waehrungen-bekannt/

https://www.kma-online.de/aktuelles/it-digital-health/detail/hype-oder-digitaler-mehrwert-a-36036

https://pharmaphorum.com/views-and-analysis/case-blockchain-healthcare/

https://searchhrsoftware.techtarget.com/feature/Why-blockchain-for-recruitment-might-be-a-future-HR-trend

Foto: iStock-652217936

 




geschrieben von Ulrike Röse-Maier